Wie lange dauert „Jetzt“?

Irgendwo zwischen Vergangenheit und Zukunft bewegt sich dieses undefinierbare „Jetzt“. Wir können es weder richtig beschreiben noch gedanklich fassen und trotzdem scheinen wir uns zu verstehen, wenn wir vom „Jetzt“ sprechen. Aber wann fängt „Jetzt“ an und wann endet es? Wie es grade noch da war, ist der Moment schon verstrichen und Teil der Vergangenheit geworden. Zwischen der Vergangenheit und der Zukunft scheint es sich zu bewegen ohne von den beiden Zeitpolen je getrennt sein zu können, denn wie das „Jetzt“ die Zukunft beeinflusst, schreibt es ebenso unsere Vergangenheit. Doch was genau ist eigentlich Zeit?
Auf einer Waage sind zu den Seiten die beiden zeitlichen Pole zu sehen. Während die Vergangenheit mit schweren metallischen Gegenständen dargestellt wird, ist die Zukunft durch leichte durchsichtige Materialien und gestickten Elementen illustriert. Das „Jetzt“ als unbegreiflicher Zustand ist in einem Dazwischen der Welten, dauernd verändernd als Schattenwurf zu sehen. Durch die Motorik der Waage und der Möglichkeit, dass die Waage bewegt wird (von den Ausstellungsbesucher*innen oder Gästen interaktiv verstellbar), ändert sich das Schattenspiel; je nachdem, was schwerer wiegt, die Vergangenheit oder die Zukunft. So präsentiert der Schatten ebenso einen nicht fassbaren Zwischenzustand, in dem es weder eigenständig bestehen kann noch physisch greifbar ist.

“Hey Google – wie komme ich hier raus?

In einer Welt in der Künstliche Intelligenzen immer öfter unseren Alltag beeinflussen, sind Visionen von Cyborgs längst keine irrealen Zukunftsbilder mehr. Artifizielle Assistenten werden zunehmend menschlicher und greifen weiter in unsere private Sphäre ein. Gleichermaßen scheint der Mensch sich ebenfalls zu einer Art Maschine zu entwickeln, wird zu einem gläsernen Gefäß von Daten. Kaum verwunderlich also, dass die Grenzen zwischen Mensch und Maschine allmählich verschwimmen und wir uns in einer Welt verlieren, die sich zwischen dem Digitalen und Analogen undifferenziert bewegen zu scheint.
Doch ab wann wird die Künstliche Intelligenz zur Bedrohung?
Ob in Fritz Langs „Metropolis“ oder Ridley Scotts „Blade Runner“, die Angst vor der sich reproduzierenden Maschine oder dem künstlichen Menschen, scheint eine Urangst zu bedienen. In wie weit die Furcht vor der erobernden Maschine Realität oder abstruse Horrorvision ist … das wird die Zukunft zeigen.
 
“Hey Google – wie komme ich hier raus?
Automatische Ansage (KI): „Der angeforderte Service ist momentan nicht abrufbar.
Eine Ankunft ist bald zu erwarten…“

Ein Zarenthron für einen totgeweihten Narr

Der Thron als Insigne eines Zaren ist Zeichen von Erhabenheit und Macht. Vom gemeinen Volk entrückt, zeichnet es den auf dem Stuhl Sitzenden als alleinigen Herrscher aus. Wer auf ihm sitzen darf, so versprechen es die reich verzierten Symbole und Elemente, kommt Ruhm und Ehre zuteil. Stofffetzen von Arbeiterhosen bedecken flickenartig Sitz und Lehne aus goldenem Brokatstoff und lenken von der Pracht ab, den der Thron in sich versteckt hält. Goldfäden und antike Schätze darunter scheinen etwas stümperhaft verdeckt worden zu sein und stehen im Kontrast mit dem majestätischen Adler, der seine Janus-Köpfe zu verschiedenen Himmelsrichtungen streckt. Doch ein genauerer Blick lässt ahnen, dass dieser mit Hermelin-Schwänzen verzierter Stuhl, der wie ein Denkmal an die Ermordung voriger Zaren erinnert und mahnt, nicht genutzt werden sollte. Dies deuten nicht nur die langen goldenen Nägel und andere spitze Kleinteile an, die beim Niedersetzen verletzen und stechen würden – auch die beiden Schlangen am Kopfende als krönende Verästelungen eines eigenartigen Baumes, erscheinen als eine Warnung. Zudem veranlasst ein goldenes elektrisches Kabel zu furchtbaren Assoziationen und auch die in Blutrot auslaufenden Beine des Throns verheißen nichts Gutes.
Wer diesen Thron versuchen sollte zu erklimmen erfährt somit zweierlei: Weltmacht und zugleich Selbstzerstörung. Ihn zu besteigen kann nur auf Wahnsinn deuten. Wer also wäre von solchem Größenwahn getrieben, sich dieser Position anzunehmen? Ein Blick auf die Rückseite mit den prall gefüllten Taschen könnte Hinweise geben. Eines scheint allerdings klar zu sein: Wer ihn besteigt hat jegliche Nähe zur Realität verloren, ist allen Warnsignalen gegenüber blind und wird letztlich Opfer seiner eigenen Sucht nach Macht. Eine Totendecke in Blutrot mit goldener Verzierung liegt für die Grablegung des Totgeweihten direkt bei.